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Bodo Günnemann: Entwürfe einer Ankunft

Idol, Schellack und Bleistift auf Karton

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Idol, Schellack und Bleistift auf Karton


Skizze zu Anordnung zur Vermengung zweier Größen, Filzstift auf Papier

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Skizze zu Anordnung zur Vermengung zweier Größen, Filzstift auf Papier


Entwurf einer Ankunft

Es gehört zu den ersten Handlungen eines Entdeckers, dem von ihm entdeckten, bis dahin noch Fremden und Namenlosen, einen Begriff oder Zeichen zu geben und eine Karte anzufertigen, welche das Neue vom Alten, das Fremde vom Bekannten trennt und unterscheidet, so dass eine Linie entsteht die das Neue umzeichnet. Durch das trennende der Linie entsteht ein Stellvertreter des Entdeckten.
Durch diese Linie entsteht ein Raum, den der Entdecker um das Gemeinte legt und es von allem anderen entfernt. Sie dient ihm, den Bestand seiner Entdeckung festzustellen und zeigt ihm die Dinge seiner Entdeckung durch die Räume zwischen ihnen, die sie voneinander unterscheiden und trennen.

Bei dem Versuch seine Karte auf dessen Richtigkeit hin zu überprüfen scheint es ihm als habe sich das von ihm entdeckte verändert. Jene Linie, welche die Maßverhältnisse seiner Entdeckung auf die Karte brachte, scheint auch seine Anschauung vom Entdeckten selbst zu beeinflussen. Einige Partien, welche er bei der ersten Anschauung als auffällig und hervorstechend wahrnahm und welche ihm als Grundlage seiner Maßübertagungen durch die Linie dienten, scheinen ihr ursprüngliches Verhältnis zum Ganzen verändert zu haben. Er nimmt plötzlich Linien an der Entdeckung wahr, wo vorher Verschiedenartiges aufeinanderstieß. Er sieht Räume, welche umgeben sind von Dingen und Dinge welche umgeben sind von Räumen ohne welche sie nicht Dinge sind. Seiner Entdeckung scheint die Erinnerung an dessen Stellvertreter,- die Linie auf der Karte,- angeheftet zu sein, durch welche sie ein anderes ist, als sie vorher war. Auch ohne die Karte will die Erinnerung an die Linien die er zog, welche nur ganz dünn, ja eigentlich wie ein Wort gar keine Ausdehnung besaßen, nicht aufhören die Entdeckung in zählbare Teile zu scheiden, welchen Standpunkt er auch einnimmt.

Die Hoffnung seine ursprüngliche Entdeckung zu wahren, findet er in diesem unendlich kleinen Riss zwischen den Räumen und den Dingen.

Nur von dieser Linie aus betrachtet ist die Linie unsichtbar und scheint seine Entdeckung geborgen.

Diesem Ort gilt seine Reise.
 
 
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